Chronik unseres Vereins – Teil 2

Teil 2: 1992 – 2003

Karl Berke, Mitglied bei Wiedergründung 1990 und Vorsitzender 1990 – 2020 erzählt:

1992

Gute Traditionen sind zu pflegen.Am 03.10. trafen wir uns mit guten Freunden am Wolkenhäuschen auf dem Brocken, sangen „Nun danket alle Gott“, hörten auf einige ernste Worte, sangen die 3. Strophe der Nationalhymne begleitet vom Blasorchester des Zweigvereins Hannover und pflegten beim Glas Bier die Kontakte.

Am 03.12. trafen wir uns mit den Freunden an der Stelle, wo mal ein Tor in der Mauer war und wir freuten uns, dass wir unseren Berg wieder hatten. Da ging es weniger feierlich zu, wird aber trotzdem ernst genommen. Auf der Jahreshauptversammlung wurde ich wieder als Vorsitzender gewählt – also wieder arbeiten. Das Jahr endete mit einer stimmungsvollen Weihnachtsfeier. Margarete Potutschek hatte wieder für jeden Monat einen Klönabend organisiert. Es waren immer spannende, interessante und lehrreiche Vorträge, die aber auch der Gemeinschaftspflege dienten. Bernhard Bischoff hatte eine Führung ins Bergwerk Büchenberg organisiert. Fürst Christian Henrich las aus seinem Buch „Lehrjahre im Lager“ und signierte Bücher. Den Erlös spendete er dem „Guten Hirten“ für soziale Zwecke. Gemeinsam hingen wir Nistkästen im Schlosspark auf und am neuen Weg hatten Freunde um Werner Voigt und Herbert Buhtz die Greifeld Bank aufgebaut. Zu Ehren Hermann Greifeld wurde sie mit Vortrag seiner Tochter Helga und Gesang eingeweiht. Das Kruzifix wurde wieder aufgebaut, wenn auch ganz anders als 1898. Zum 03.10.1992 hatten wir einen eisernen Handweiser aufgestellt, den es vorher so nie gab. Auch den Wegweiser aus Granit, den die NVA-Grenzer verbuddelt hatten, haben wir am Brockenbett platziert. Kruzifix, eiserner Handweiser und Granitwegweiser wurden freudig und feierlich eingeweiht. Bildbeweise (aus den 1920er Jahren) liegen mir vor.

Norbert Potutschek und andere Wanderführer haben viele Wanderungen durch unser schönes Land organisiert und selbst begleitet. Darüber hinaus war er immer mit Rat und Tat für unseren Verein tätig. Er nahm auch an Arbeitstreffen bei benachbarten Vereinen teil und knüpfte damit wertvolle Verbindungen.

1993

In diesem Jahr hatte sich Norbert die Sanierung der Tonmühle auf die Fahne geschrieben, was mit der ABM-Truppe auch gut gelang. Eine andere Baustelle war das Kruzifix. Der erste Sockel wurde durch einen großen Granitstein ersetzt. Steinmetz Manfred Hellmund meisselte eine Aussparung, in die das Kreuz einzementiert wurde. Zu Beginn des Jahres 1994 wurde es abgebrochen und es verschwand auf eine Klippe. Familie Riemer fand es und wir konnten es bergen. Bernard Bischoff verstärkte es mit einem massiven Flachstahl und zementierte es wieder ein. Seit dem steht es. Eine Buche aus dem Ilsetal pflanzten wir auch gleich, da das ja mal so war. Bei unseren Vortragsabenden referierte Hr. Dr. Greger über die Harzfichte und die Gefahren, die ihr vom Borkenkäfer drohen. Am 27.08. hatte ich eine Veranstaltung gemeinsam mit dem „Verein für die Erhaltung des Lebensraumes Harz“ in der „Forelle“ organisiert. Extra angereist war der Nationalparkchef Hlawatsch. Die Veranstaltung war gut besucht und so kam es zu heftigen Debatten zur Philosophie des Nationalparks. Auch über einen großen Nationalpark wurde schon geredet. Leider wurde die Bevölkerung darauf folgend nicht mehr umfassend mit einbezogen. So kurz nach der Wende mit all Ihren Verwerfungen hatte jeder genug mit den eigenen Problemen zu tun und so konnten Ideologen und Politiker durchsetzen, was ihnen zu helfen schien. Horst Hoeft, Hr. Dr. von Gynz-Rekowski und andere hielten interessante und auch gut besuchte Vorträge. Bis dahin waren wir in der Forelle zu Gast. Dort war dann wegen Umbau geschlossen und wir suchten und fanden dann eine Bleibe bei Evchen. 1993 wurde Eberhard Reckleben unser Forstamtsleiter, mit dem sich eine fruchtbringende Zusammenarbeit entwickelte. Sei es bei der Baumpflanzaktion oder auch, dass wir ihm und Jürgen Vorreyer für ca. 20 beschriftete Granitsteine danken können. Die Steinmetze um Jürgen beschrifteten auch den Stein „Ehre den Opfern von Krieg und Gewalt 1933 – 1989“, den wir am Volkstrauertag 1993 einweihten und der in unserer Trägerschaft ist. Der Besenbinderstieg in Richtung Eckertal stand nun auch wieder für viele Wanderungen zur Verfügung. Das dieser alte Weg wieder in Ordnung gebracht wurde haben wir auch Herrn Reckleben und der ABM-Gesellschaft zu verdanken.

In diesem Jahr verstarb am 05.06.1993 unser verdienstvoller Naturschutzwart Günter Beckmann, dem Ilsenburg viel zu verdanken hat. Entgegen der dienstlichen Vorgaben erlaubte er sich den von Monokultur geprägten Wald vielfältiger zu gestalten, indem er verschiedene Baumarten und Sträucher pflanzte. Er war ein zurückhaltender Mensch, der mit offenen Augen und großer Verbundenheit in der Natur unterwegs und tätig war.

Das Vortragsjahr endete mit einer sehr guten Weihnachtsfeier auf der Plessenburg mit Essen, Trinken und Musik der Gruppe um Gisela Siering.

1994

Der Forstamtsleiter war jetzt Frank Specht, mit dem wir die gute Zusammenarbeit fortsetzen konnten. Dieses Jahr pflanzten wir 960 Buchen am Gebbertsberg. Gleich links am Berg am Beginn von Spiegelslust, dort wo mal zur Grenzsicherung Panzersperren im Wald standen. Auf dem Brocken änderte sich Wesentliches. Im März 1994 bauten die Russen die Radartechnik ab und überließen die Fläche dem Land. Eine förmliche Übergabe fand nicht statt, da die letzten Militärs am 30.03.1994 früh um 5 Uhr verschwanden. Nach Beratungen im Vorstand und im Gespräch mit vielen Mitgliedern trugen wir unsere Meinung zu aktuellen Themen hauptsächlich über die Presse in die Öffentlichkeit. So z.B. zur Nutzung des Brockens, zum Abriss der Kaserne Scharfenstein und auch zu den Plänen, ein Nationalparkzentrum am Eingang des Eckertals zu bauen.

Norbert Potutschek organisierte ein Kinderfest im Kurpark. Dabei entwarfen die Kinder das neue Logo für den Wanderkalender. Hr. Dr. Ermrich weihte am 03.12.1994 den Stein mit der Aufschrift „Brocken wieder frei“ im Beisein vieler Harzklubmitglieder ein. Damit wird die Erinnerung an die militärische Nutzung und den ganzen Schwachsinn der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg wachgehalten.

1995

Das Jahr begann mit einem Vortrag des Forstamtsleiters Heinz Quitt zur Geschichte und der Entwicklung des hiesigen Waldes am 01.02. im Raum von „Stadt Stolberg“. Der Wanderkalender für das Jahr sah 27 geführte Wanderungen vor. Allein in unserem Betreuungsgebiet hatte Klaus Kersten 223 km Wanderwege immer gut ausgeschildert.

Auf diesen Wegen wurden zum wichtigsten Ereignis im Wanderjahr, der Sternwanderung am 03.09. ca. 1000 Wanderer aus vielen Zweigvereinen in unser Ilsetal geführt. Bei dieser Gelegenheit wurde uns die Eichendorffplakette vom Ministerpräsidenten R. Höppner, im Namen des Bundespräsidenten Carl Carsten überreicht. Damit wurde das 100-jährige Bestehen des Vereins, unterbrochen durch die Zeit der DDR, verbunden mit der 5-jährigen Aktivität seit 1995, gewürdigt. Bei der Vorbereitung und Durchführung waren ca. 15 Mitglieder mit vielen Arbeiten und Schreiberei eingebunden, so dass es eine gute Veranstaltung wurde. Am 27.06.1901 wurde unser Ehrenmitglied und Ehrenbürger der Stadt Hermann Greifeld geboren. Aus diesem Anlass wurde mit unserer Beteiligung am 27.06.1995 eine Gedenktafel an seinem Elternhaus in der Faktoreistraße enthüllt. Unsere Vortragsabende waren durch die Qualität der Vorträge gut besucht. Ganz viel heimatkundliches, populär-wissenschaftliches, aktuelles oder auch historisches Wissen wurde von den ehrenamtlichen Referenten vermittelt. Immer wieder brachte sich Norbert Potutschek ein. Er führte Wanderungen, sorgte für ein Dach über den Resten der Tonmühle im Suental und im Winter spurten wir Loipen mit dem Motorschlitten „Buran“ (Russisch für Schneesturm), den er von den Grenzern organisiert hatte und den nur er immer wieder zum Leben erwecken konnte. Das Vereinsjahr schloss wie immer mit der Wanderung am 03.12. zum Gedenken der Brockenbefreiung und am 12.12. mit der Weihnachtsfeier, bei der 40 Mitglieder gemütlich beisammen waren.

1996

Dieses Jahr begann für uns gleich am 03.01. mit einem Vortrag zu der schönen Sprache, der Plattmundart. Es ist schlimm, dass sie immer weniger gesprochen wird und jetzt im Jahr 2020/2021 in der Grundschule den interessierten Kindern wegen der Corona-Pandemie auch nicht mehr fakultativ angeboten wird, hilft sie doch zum besseren Verständnis alter Flurnamen und erlaubt eine entspannte Verständigung unter Ihren Sprechern. Im Februar kam plötzlich viel Schnee. Gemeinsam mit der Tourismus GmbH und einigen Rodlern riefen wir zum Wettrodeln auf dem Ilsesteinweg auf. Jeder brachte seinen Schlitten mit und gestartet wurde in verschiedenen Klassen (Rodel, Rennrodel). Holzhackerschlitten war nur einer da. Es war ja alles ein großer Spaß und alle die gekommen waren, gingen froh nach Hause. Als Preise gab es Brezeln. Große für Sieger und kleine für die Teilnahme für alle. Mit Stellungnahmen brachten wir uns für den Erhalt der Kaserne Scharfenstein als Raststätte und auch quasi Jugendherberge ein. Wie üblich bei solchen Fragen gab es viel Pro und Kontra. Genauso war es beim Zusammenschluss der Nationalparke Ost und West. Das betraf uns ja mit unseren Wanderwegen, die ja Zug um Zug im Rahmen der Wegeplanberatungen verschwinden sollten. Manchen Weg gelang es uns im harten Ringen zu erhalten, andere wurden eliminiert, ein Thema bis heute. Im Sommer konnten wir zu einem Fest für alle Vereine auf Lothar Eyermanns Wiese am Gropps Loch aufrufen. Eingeladen waren alle ehrenamtlich Tätigen, um sich in entspannter Atmosphäre noch besser kennenzulernen. Die Resonanz ließ zwar zu wünschen übrig, die meiste Freude hatten wohl die Kinder, die im Heu herumsprangen, Trophäen an der Kletterstange eroberten und Süßigkeiten fanden. Für die Erwachsenen gab es Kaffee und Kuchen, Bier und Grillwurst und gute Unterhaltung. Nach Jahren wurde das Interesse daran immer weniger, so dass wir, ich glaube nach ca. 10 Jahren, es nicht mehr ausrichteten. Was sich seit 1990 bis heute erhalten hat und auch in Zukunft bleiben wird, ist das Pflanzen von Bäumen. Darauf können wir stolz sein, denn es ist ein Beitrag zur Erhaltung unserer Heimat. Beim Sternwandertag aller Gebirgs- und Wandervereine Deutschlands trafen sich 25.000 Wanderer in Wernigerode, wie Hr. Dr. Rainer Schulze mitteilte, dabei auch eine Gruppe aus Ilsenburg.

1997

Alle Jahre wieder… so fing auch dieses Jahr mit Vorträgen an. Klaus Kersten, auch Mitglied im Fotoklub, führte uns mit Dias unsere schöne Heimat vor, auch im Wandel, wie sie war und ist, mit Bildern aus seinem fast unerschöpflichen Bestand. Der Wanderkalender war wie immer reichlich gefüllt. Er führte mit den üblichen Touren durch das Jahr bis zur letzten Tour am 03.12. zum Brocken. Auch Buchen pflanzten wir an einem Tag im Frühjahr. Es gab von 1990 bis 1997 den Verein „Baudenkmale“, der sich nun selbst auflöste. Die Aufgabe der Baudenkmalpflege deckt sich auch mit unserer Satzung. So wurden wir als juristische Person Mitglied der „Freunde und Förderer Kloster Ilsenburg“. Darüber hinaus störte uns der Verfall der Sägemühle am Spielplatz. In Gesprächen mit dem Bürgermeister sah ich die Möglichkeit, das Anwesen von der Treuhand zum symbolischen Preis zu kaufen. Dieses Problem verzögerte sich bis ins Jahr 1998. Wir hatten schon begonnen, den Radstrom von Müll zu beräumen und hatten den Plan, es als technisches Denkmal zu erhalten, um den Alltag unserer Vorfahren sichtbar zu machen. Die Treuhand hatte aber keinen Sinn für Kultur nur für Geld. So kam es in die Hand eines Spekulanten und da mit dem kein Übereinkommen war und ist, blieb die Sägemühle bis heute im Dornröschenschlaf. Auch mit solchen Ärgernissen muss man heute irgendwie klar kommen.

1998

In diesem Jahr boten wir auch wieder viele Wanderungen und Vorträge turnusmäßig an. Z.B. von Klaus Kersten zur Sagenwelt des Harzes, von Hrn. Dr. Knappe zur Geologie des Ilsenburger Raumes, von Hrn. H. Riefenstahl „Eduard und Walter Schott“ und von Fr. Kettner zur Entwicklung der Ilsenburger Eisenindustrie. Wie immer war es auch wichtig, die Kontakte zu anderen Zweigvereinen und zum Hauptverein zu pflegen und eben auch die Statistik abzuarbeiten. Da stellt man sich dann doch mal die Frage, wem es nützt. Der Nationalpark entfernte unsere informativen Wegeschilder und ersetzte sie zum Teil durch nationalparkgerechte, spätestens in der Dämmerung schlecht sichtbare Holzschilder. Da wo keine Schilder mehr waren, sollte es auch keinen Weg mehr geben.

1999

„Wer seine Enkel liebt pflanzt Bäume.“

So riefen wir zur jährliche Pflanzaktion auf. Unter der Leitung von Naturschutzwart und Förster Olaf Eggert pflanzten wir am Spukelochbach, der aus dem Schmuckbruch kommt, hauptsächlich Erlen am Bach, um den Wald vielfältiger zu gestalten. Etliche teilnehmende Kinder waren mit Feuereifer bei der Sache, sahen doch auch sie ein, wie wichtig der Wald für die Menschen ist. Eine kleine Entschädigung für ihre Arbeit war dann auch das Vereinsfest am Gropps Loch.

2000

Bei der Jahreshauptversammlung wurde Margarete Potutschek für ihre Arbeit im Verein mit dem Ehrenzeichen in Bronze ausgezeichnet. Ihrem Fleiß verdanken wir viele eigene und Pressebeiträge. Die vielen geführten Wanderungen mit dem vermittelten Wissen lassen uns den Wald und unsere Heimat über Steine und Bäume hinaus wahrnehmen. Das Wirken der Natur und die Arbeit unserer Vorfahren fordern uns Respekt ab. Die Vorträge zur Geologie von Dr. Knappe, zur Nagelhütte von Hans Riefenstahl, zur Tierwelt im Nationalpark und ein Abend mit Vortrag von Fürst zu Stolberg-Wernigerode brachten uns neue Erkenntnisse und ließen uns vieles mit anderen Augen sehen. Dies wirkt bis heute nach. In diesem Jahr übernahm die Aufgabe des Forstamtsleiters Herr Schröder, der aber auch nur kurz hier wirkte, denn die Ilsenburger Reviere sollten dem Nationalpark zugeführt werden. Dies löste bei uns und vielen Ilsenburgern kaum Freude aus. Uns ging es um den Erhalt der Wege, das Betretungsrecht des Waldes, der Klippen und weiterer Einschränkungen, die wir zu Recht befürchteten. In mühsamen Diskussionen versuchten wir zu retten was zu retten ist. Unsere Pflanzaktion, die immer unter Anleitung des zuständigen Försters stattfand, durften wir noch machen. Es wurde uns auch erlaubt, dicht hinter dem 1967 gesprengten Namenstein in einen etwas kleineren Stein „H.G.z.S.W.“ (Henrich Graf zu Stolberg-Wernigerode) einzumeißeln. So wurde ein Stück Identität wieder hergestellt. Henrich Graf zu Stolberg-Wernigerode: er ließ den Weg, an dem der Namenstein nun zu seinen Ehren steht, so bauen. Auch die Zusammenarbeit mit Kartenverlagen und immer wieder nötige Zuarbeiten musste geleistet werden. Viele alte Flur- und Forstortsnamen sind nämlich in den NVA-Karten, die auch die Kartengrundlage der Vermessungsämter sind, nicht enthalten, sind aber zur Orientierung im Gelände wichtig. Bewährt hat sich die Zusammenarbeit mit der KKV Nordhausen und dem Schmidt-Buch-Verlag Wernigerode. Die schönste Aktion aber ist und bleibt eine richtige Wanderung.

2001

Gleich zu Beginn des Jahres übernahmen wir den Stafettenstab der deutschen Gebirgs- und Wandervereine von den Freunden aus Wernigerode, den wir dann am 21.01. am Eckerkrug an den Zweigverein Harzburg weiterreichten. Der Stafettenstab wird möglichst auf den Europawanderwegen, bei uns auf dem E11, bis Straßburg getragen, wo vom 20.-27.09. der Europäische Wandertag stattfand. So pflegen die Wanderer Europas das Miteinander der Menschen, das Völkerverbindende. Am 01.04. trafen wir die Harzburger Freunde auf der Eckertalsperre zur Erinnerung, dass sie seit 1990 wieder Teil des Weges von Harzburg zum Brocken ist. Dabei sahen wir, dass inzwischen die Scharfensteinkaserne abgerissen war und schon zwei Holzhäuser für die Ranger und für eine Raststätte aufgestellt waren. Ebenfalls gleich zu Jahresbeginn hatte Klaus Kersten über Vandalismus zu klagen. Er musste immer wieder Geld und Mühe investieren, um gegen diesen Unsinn, diese Verantwortungslosigkeit und gegen das Kaputtmachen anzugehen. Besonders in Ortsnähe am Blochauer und im Schlosspark üben sich wohl Kinder und Jugendliche darin. In einer Vorstandssitzung besprachen wir die Ehrung von Hermann Greifeld. Harzklub, Leser und Heimatgruppen weihten zusammen mit der Familie die Hermann-Greifeld-Bank ein. Zahlreiche Vorträge, teils von Nationalparkmitarbeitern, waren wieder gut besucht – es hatte sich herum gesprochen, dass sie lehrreich und unterhaltsam sind. Auch die Teilnahme am Vereinsfest auf der Wiese am Gropps Loch war wieder ganz erfreulich. Zum Volkstrauertag gedachten wir wieder mit Unterstützung des Männerchores und Pfarrer Müller der Opfer von Krieg und Gewalt. Auch ein Mitglied von uns war am 04.12.2001 verstorben. Es war Fürst Christian Henrich, der während der 12 Jahre Lagerhaft in Russland Gewalt erfahren hatte. An der Trauerfeier nahm ich als Freund und Vorsitzender teil.

2002

Mit der Einführung des Euro als Bargeld beschlossen wir am 06.02.2002 den Mitgliedsbeitrag für Mitglieder, auch Rentner und Arbeitslose auf 13 € pro Jahr und Familienmitglieder 8 € pro Jahr, sowie Kinder und Jugendliche 1 Euro pro Jahr den Mitgliedern als Beschlussvorlage zur Jahreshauptversammlung zu empfehlen. Das wurde einstimmig beschlossen. Klaus Kersten war nicht traurig, dass er nur noch 80 km Wanderwege zu betreuen hat. Vor der Erweiterung des Nationalparkes bis an den Ortsrand im Jahr 2001 waren es 330 km. Diese Erweiterung erfolgte als Flächentausch gegen den kleinen Winterberg, der aus dem Nationalpark heraus dem Ort Schierke übergeben wurde. Der Flächentausch war hauptsächlich politischer Wille, angeregt von Bürgermeister Obermüller und MdL Metke. Damit war erreicht, dass der Fürst die Reviere zw. Ecker und Ilse, die er kaufen wollte, nicht erhielt. Ich denke, für Ilsenburg ist das ein Nachteil. Hat doch der Nationalpark kein großes Interesse am Erhalt der Wanderwege. Am 17.07. hatte ein Hochwasser den Bremer Weg am Pegel, am Rohnbach und unter dem Ilsestein ruiniert. Unerlaubt hatten wir in mehreren großen Arbeitseinsätzen den Weg so gut es ging instand gesetzt. Im Nachgang ließ ich mich belehren, dass ich hätte fragen müssen, und dass das nicht nötig war, da ja die Chaussee vorhanden wäre – das genügte doch. Aha. Die Vorträge waren wie immer gut. Manfred Schubert zeigte Dias aus dem Kaukasus, Ernst Mahrholz beschrieb das Eckertal als Gebirgsübergang mit einem Elendshof (ein Notquartier für Reisende im Mittelalter) und Margarete Potutschek berichtete von Goethes Harzreisen. Olaf Eggert referierte über das Wirken der Forstmeister Zanthier und Langen und Dr. Knappe erklärte uns den Grund, auf dem unsere Häuser stehen und auf dem wir gehen und stehen. Auch im Jahr 2002 haben wir viel für Ilsenburg erreicht.

2003

Margarete Potutschek eröffnete am 08.01. die Reihe der Vorträge mit dem Blick in die von ihr sorgsam geführte Chronik. Vieles war schon fast vergessen, da war es erstaunlich, was wir seit 1990 schon alles erlebt und getan hatten. Wir konnten es an dem Abend anhand von Zeitungsartikeln und eigenen Beiträgen noch einmal erleben – nun ermöglicht die Chronik, diese Zeilen hier aufzuschreiben. Im Mai erzählte sie uns von Goethes letzter Liebe, Ulrike von Levetzow, die er während einer Kur in Marienbad kennen- und lieben lernte. Diese Ulrike beschrieb es als väterliche Liebe, sie heiratete nie. Ernst Mahrholz berichtete vom Bau der Eckertalsperre. Die Planungen begannen schon 1900, gebaut wurde sie von 1938 bis 1943. Seit 1936 wurde der Wald abgeholzt. 1938 wurde der Steinbruch am Dielenwegskopf ca. 100 m talwärts erschlossen (zur Materialgewinnung) und ab dem Bahnhof Eckertal eine Feldbahnstrecke zum Materialtransport gebaut. Seit 1943 dient die Sperre mit 235 m langen und 57 m hohen Mauer der Trinkwasserversorgung bis Wolfsburg weit ins norddeutsche Tiefland. Hr. Dr. Sacher und Ole Anders berichteten in Wort und Bild von Tieren des Nationalparks, besonders von der Ausbreitung des Luchses. Im Sommer war es wieder ein besonderer Tag beim gemütlichen Beisammensein am Gropps Loch. Das Fest ist wirklich ein Höhepunkt, nur darf in der Zeitung nicht über Musik und Gesang berichtet werden, denn dann meldet sich die GEMA mit überzogenen Forderungen. Die Wanderungen werden leider immer weniger angenommen. Das liegt sicherlich auch an der guten Beschilderung – da braucht keiner eine Führung. Die Sternwanderung des Hauptvereins führte uns auf den Bocksberg bei Hahnenklee. Da trafen wir noch mal den Wegewart Hans-Dieter Harnisch, dem wir alle viel zu verdanken haben. Gerade auch seine Kartenarbeit ließ die ehemalige Grenze schnell verschwinden – Ost und West war wieder EIN Wandergebiet. Am 17.10.2003 war er auf seine letzte Wanderung gegangen. Gern denken wir an gemeinsame Stunden und behalten ihn im ehrenden Gedenken.

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